Was passt zu Lehm?

Wasser!Lehm hat sei­ne na­tür­li­chen Part­ner — seit Jahr­tau­sen­den.  Na­tür­li­che Bau­stof­fe wie Holz, Kalk, Stroh, Schilf­rohr und vie­le an­de­re pas­sen her­vor­ra­gend zu Lehm.  In Fach­werk­häu­sern ist die­se Kom­bi­na­ti­on seit Jahr­hun­der­ten er­folg­reich er­probt und wir fin­den in un­se­ren Brei­ten­gra­den zehn­tau­sen­de Bei­spie­le in Dör­fern und Städten.

Holz

Ex­kurs: Holz und Gips
Was nach un­sach­ge­mäss aus­ge­führ­ten Re­pa­ra­tu­ren oder Sa­nie­run­gen im­mer wie­der zu se­hen ist, ist der Ein­satz von Gips auf Holz.  Gips kann — im Ge­gen­satz zu Lehm — nicht gut mit Was­ser um­ge­hen.  Gips ist hy­gro­sko­pisch (was­ser­an­zie­hend), was auf den ers­ten Blick nicht ver­kehrt er­scheint, denn so könn­te Feuch­te vom Holz ab­ge­nom­men wer­den.  Al­ler­dings:  Feuch­ter Gips schim­melt und bie­tet so ei­nen gu­ten Nähr­bo­den für Pil­ze, die auch dem Holz scha­den werden.

Vor al­lem die Kom­bi­na­ti­on von Lehm mit Holz hat sich — wenn die Er­bau­er ge­nü­gend Sach­ver­stand hat­ten — als eine gute er­wie­sen. Im Lehm­fach­werk wird be­reits bei der Kon­struk­ti­on dar­auf ge­ach­tet, dass die kri­ti­schen An­schluss­stel­len — wie zum Bei­spiel die Ge­fa­che der Aus­sen­wän­de — so aus­ge­führt wer­den, dass mög­lichst gu­ter Kon­takt zwi­schen Holz und Lehm be­steht.  Der Lehm ist in der Lage, un­er­wünsch­te Näs­se und Feuch­te auf­zu­neh­men und ab­zu­füh­ren.  Er sorgt so für eine aus­rei­chen­de Trock­nung des Holzes.

Kalk

Ex­kurs: Zement
Eben­falls von „Fach­leu­ten“ ger­ne ge­nom­men, sind bo­ckel­har­te Aus­fach­nun­gen oder Put­ze auf Ze­ment­ba­sis.  Ze­ment kann ein sehr sinn­vol­ler Bau­stoff sein, im Lehm-Fach­werk hat er sel­ten sei­ne Be­rech­ti­gung.  Das liegt vor al­lem dar­an, dass Ze­ment nur sehr man­gel­haft mit Feuch­te um­ge­hen kann.  So trock­nen bei­spiels­wei­se be­reg­ne­te, ze­ment­ge­bun­de­ne Put­ze nur sehr lang­sam, was an den Kon­takt­stel­len zum Holz zu Schä­den füh­ren wird.

Di­rekt be­wit­ter­te Fas­sa­den wer­den nicht mit Lehm, son­dern mit Kalk ver­putzt.  Der Grund liegt in der bes­se­ren Halt­bar­keit von Kalk­put­zen bei­spiels­wei­se ge­gen­über Schlag­re­gen.  Nun hält Kalk auf Lehm nur be­dingt, es gibt aber Tech­ni­ken, die eine aus­rei­chend sta­bi­le Haf­tung des Kalk­put­zes auf den Aus­fa­chun­gen mit Lehm­bau­stof­fen ge­währ­leis­ten.  Da so­wohl Lehm als auch Kalk gute feuch­te­re­gu­lie­ren­de Ei­gen­schaf­ten ha­ben, ist die Kom­bi­na­ti­on die­ser Bau­stof­fe in ei­nem Fach­werk­haus zu emp­feh­len — wenn sie hand­werk­lich rich­tig aus­ge­führt wird.

Schilfrohr

Ex­kurs: Baumarktware
In der Re­gel sind die Schilf­rohr­mat­ten aus dem Gar­ten-Bau­markt­re­gal nicht als Putz­trä­ger im Lehm­bau ge­eig­net.  Die­se Mat­ten sind eher als Sicht­schutz ge­dacht und des­halb sind die ein­zel­nen Stän­gel zu eng ge­bun­den.  So kann der Lehm kaum oder nicht durch das Schilf­rohr hin­durch — was dazu führt, dass die Mat­te eher zu ei­ner Trenn­schicht zwi­schen Lehm und Holz wird.  Da das Ge­gen­teil er­reicht wer­den soll, soll­te man sich die „Schnäpp­chen“ aus dem Bau­markt ge­nau ansehen.

Schilf­rohr eig­net sich zu ver­schie­de­nen Ein­satz­zwe­cken im Lehm­bau.  Zum ei­nen sind ein­la­gi­ge Mat­ten gute Putz­trä­ger, die auf­grund ih­rer Kon­struk­ti­on stramm auf dem Holz be­fes­tigt wer­den kön­nen.  So sor­gen sie für eine gute Ver­bin­dung des Lehms mit dem Holz.

Zum an­de­ren sind Schilf­rohr­plat­ten ein gu­tes Dämm­ma­te­ri­al.  Die­se mit Draht fest ge­bun­de­nen Plat­ten ha­ben gute Dämm­wer­te und sind als nach­wach­sen­der Roh­stoff beer­eits aus öko­lo­gi­schen Grün­den weit bes­ser ge­eig­net, als Dämm­stoff­plat­ten aus der Che­mie­in­dus­trie.  Zu­dem sind Schilf­rohr­plat­ten dif­fu­si­ons­of­fen und ka­pil­lar leit­fä­hig — al­les Ei­gen­schaf­ten, die sich im Zu­sam­men­spiel mit Lehm her­vor­ra­gend er­gän­zen. (An­mer­kung: Auch Holz­weich­fa­ser­plat­ten sind als Dämm­ma­te­ri­al sehr gut geeignet.)

Stroh

Ex­kurs: Zuschläge
Als Zu­schlä­ge wer­den Stof­fe be­zeich­net, die nur Hilfs­stof­fe sind.  Zu­schlä­ge im Lehm wer­den seit Jahr­tau­sen­den be­nutzt, Stroh ist viel­leicht der be­kann­tes­te.  Zu­schlä­ge sind al­ler­dings kein Selbst­zweck, son­dern sie ha­ben je­weils eine Funk­ti­on.   Bei­spie­le: Kuh­mist im Lehm kann hel­fen, Aus­blü­hun­gen von Ver­sal­zun­gen des ver­putz­ten Un­ter­grunds zu ver­hin­dern.  Bläh­glas ist ein Zu­schlag, der zu Dämm­zwe­cken ein­ge­setzt wird.  Hanf­schä­ben in Ober­putz kön­nen eine in­ter­es­san­te Ober­flä­che erzeugen.

Stroh im Lehm ist der Klas­si­ker un­ter den Zu­schlä­gen.  Wer je­mals eine alte Lehm­wand ge­öff­net hat, der wird den ho­hen Stro­h­an­teil be­merkt ha­ben.  Die Funk­ti­on des Strohs ist vor al­lem die, Riss­bil­dung zu ver­mei­den.  Aber auch die Wär­me­däm­mung von Lehm wird durch den Zu­schlag von Stroh verbessert.

alter Strohlehm