Sott und Salz

versotteter Schornstein

Be­hand­lung ei­nes Schorn­steins mit Sottstellen

Die frisch ver­putz­te Wand war rich­tig schön ge­wor­den — doch schon bald nach dem Trock­nen zeig­ten sich dunk­le Fle­cken.  Am Schorn­stein war es noch schlim­mer!  Mit solch durch­schla­gen­den Pro­ble­men hat­te man nicht gerechnet.

Was war da los?  Hat­te der Her­stel­ler eine La­dung min­der­wer­ti­gen Putz ge­lie­fert?  War­um tra­ten die Ver­fär­bun­gen nicht in an­de­ren Räu­men auf?  Nein, das Pro­blem sitzt in der Wand und hat mit dem Putz nichts zu tun.  Es dürf­te sich um eine Ver­sot­tung handeln.

Vorkommen und Quellen

Als Ver­sot­tung wird die Durch­drin­gung der Man­tel­stei­ne ei­nes Ka­mins mit Was­ser, Teer und Säu­ren be­zeich­net, die zu brau­nen Fle­cken und manch­mal auch un­an­ge­neh­mem Ge­ruch führt. Sie ent­steht durch Kon­den­sa­ti­on der kon­den­sier­ba­ren Be­stand­tei­le der Verbrennungsgase.

Quel­le: wikipedia.org

Ty­pi­sche Vor­kom­men sol­cher Ver­un­rei­ni­gun­gen sind Schorn­stei­ne und Stal­lun­gen.  Die Quel­len sind in der Re­gel Ab­ga­se von Feu­er­stel­len (sie­he Kas­ten) und tie­ri­sche Aus­schei­dun­gen, die in die So­ckel­be­rei­che ei­ner Wand ein­zie­hen.  Al­ler­dings kann wie­der­ver­wen­de­tes Bau­ma­te­ri­al auch zu Pro­ble­men an Stel­len füh­ren, an de­nen man es nicht ver­mu­tet hät­te:  So kön­nen be­las­te­te Stei­ne aus dem So­ckel­be­reich ei­nes Stalls nach ei­nem Ab­riss ir­gend­wo an­ders ver­mau­ert sein — und man wun­dert sich dann, wo­her die dunk­len Fle­cken an die­ser völ­lig un­ver­däch­ti­gen Stel­le kommen.

Alles abdichten?

Wie kann man die­ses Pro­blem nun aber lö­sen?  Die viel­leicht ers­te Idee — ei­nen mög­lichst un­durch­läs­si­gen Putz auf­zu­brin­gen — ist kei­ne gute, wenn es sich um ein Lehm-Fach­werk­haus han­delt.  Schliess­lich „lebt“ so ein Haus und ein un­duch­läs­si­ger Putz wäre kon­tra­pro­duk­tiv in Sa­chen Feuch­te.  Nicht ohne Grund pas­sen Holz­kon­struk­tio­nen und Lehm so gut zu­sam­men — und bei­spiels­wei­se Holz und Be­ton eben nicht.  Lehm nimmt die Feuch­tig­keit auf und trans­por­tiert ihn dank sei­ner ka­pil­la­ren Fä­hig­kei­ten weg vom Holz.  Ein un­durch­läs­si­ger Putz kann das nicht.

Na­tür­lich könn­te man die­sen Punkt ver­nach­läs­si­gen, denn schliess­lich gibt es ja noch di­ver­se an­de­re Lehm­flä­chen im Haus, die die Re­gu­lie­rung der Feuch­tig­keit mög­li­cher­wei­se in aus­rei­chen­der Wei­se  leis­ten.  Hat man aber ein Lehm-Fach­werk erst ein­mal grund­sätz­lich be­grif­fen, so wird man eine Sperr­schicht (wahr­schein­lich bes­tes Bau­markt-Zeugs ohne Schad­stof­fe — oops! Da steht gar nicht drauf, was drin ist?) zu­min­dest nicht ohne leich­te Bauch­schmer­zen in sein al­tes Haus ein­brin­gen.  Das muss doch an­ders ge­hen, oder?

Alte Rezepte

Nun gibt es Sott an Schorn­stei­nen und Sal­ze in Stal­lun­gen wohl schon so lan­ge, wie man Schorn­stei­ne baut oder Tie­re in Stal­lun­gen hält.  Folg­lich ha­ben sich be­reits Men­schen Ge­dan­ken ge­macht, wie man die­se Pro­ble­me in den Griff be­kom­men kann, als es noch kei­ne Bau­märk­te und In­dus­trie­zeugs gab.  Fol­ge­rich­tig gibt es ein paar alte Re­zep­te, die aber weit­ge­hend in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten sind.

Ein ver­sot­te­ter Schorn­stein lässt sich mit ge­rin­gem Auf­wand und na­tür­li­chen Ma­te­ria­li­en ge­gen Sott sper­ren.  Mit ei­ner Mi­schung aus Kuh­dung und Sumpf­kalk oder Lehm kann man die un­an­sehn­li­chen Fle­cken ver­hin­dern.  Der Ein­satz von Kuh­dung mag da­bei für ei­nen Bau­her­ren mit dem Traum ei­nes an­ti­sep­ti­schen Fer­tig­hau­ses be­fremd­lich sein, aber si­cher nur so lan­ge, bis er die Lis­te der ver­wen­de­ten Che­mi­ka­li­en in sei­nem Traum­haus zur Kennt­nis nimmt.

Na­tür­lich, wir­kungs­voll, seit Jahr­hun­der­ten er­probt und zu­dem noch kos­ten­güns­tig ist die alte Re­zep­tur.  Was man von vie­len Fer­tig­pro­duk­ten nicht ge­ra­de sa­gen kann.

Frank Jer­mann